Richtig gut und sorgenfrei klettert man nur, wenn man 100% Vertrauen in sein Material hat.

 

Edelrid: „Um das große Vertrauen in EDELRID-Produkte zu gewähren, legen wir besonderes Augenmerk auf strenges Qualitätsmanagement. Unser hauseigenes Prüflabor ist „State of the Art“ und verfügt über eine eigene Sturzprüfanlage. Wie alle anderen Laboreinrichtungen ist auch die Sturzanlage genormt und wird in regelmäßigen Abständen extern überprüft. Im Folgenden eine Übersicht über die wichtigsten Tests und Kennzahlen, wie sie auch auf der Seilverpackung zu finden sind.“

 

Chargennummer

Diese mehrstellige Ziffer ist quasi der Personalausweis eines Seiles. Durch diese Nummer lässt sich genau zurückverfolgen, in welcher Charge und wann ein Seil produziert wurde. Deshalb ist unbedingt die Seilverpackung oder zumindest das Label mit dieser speziellen Nummer über die gesamte Gebrauchsdauer eines Seiles aufzubewahren, um bei etwaigen Zwischenfällen die genaue Herkunft des Seiles zurückverfolgen zu können. Die Chargennummer befindet sich bei EDELRID Seilen auf dem Verpackungslabel und besteht aus einer Buchstaben- und Zahlenkombination.

Sturzzahl

Ein wesentlicher Bestandteil bei Seiltests ist die Sturzprüfung. An unserer Sturzprüfanlage wird dabei ermittelt wie viele Normstürze das Seil aushält. Entscheidend für die Härte eines Sturzes ist dabei der Sturzfaktor. Dieser ergibt sich aus der freien Fallhöhe und der vom Sichernden ausgegebenen Seillänge. Die Sturzbedingungen sind vordefiniert: Sturzhöhe – 4,8 Meter freier Fall bei einer ausgegebenen Seillänge von 2,8 Metern. Dies führt zu einem hohen Sturzfaktor von ca. 1,7. Derartige Belastungen sind in der Kletterpraxis eigentlich nicht üblich und bieten daher große Sicherheitsreserven. Bei Einfach- und Zwillingsseilen fällt an der Sturzprüfanlage ein Gewicht von 80 kg und bei Halbseilen ein Gewicht von 55 kg so oft in das Seil bis dieses reißt. Einzel- und Halbseile werden dabei im Einzelstrang und Zwillingsseile im Doppelstrang belastet. Die Anzahl der Normstürze ist vorgegeben mit mindestens fünf Stürzen (12 bei Zwillingsseilen).

Fangstoß

Hand in Hand mit der Sturzprüfung geht die Messung des Fangstoßes. Der Fangstoß ist die maximale Kraft, die während des Normsturzes auf das Fallgewicht einwirkt. Er hängt ganz wesentlich von der Fähigkeit eines Seiles ab, die Sturzenergie durch Dehnung zu absorbieren. Je höher der Fangstoß desto härter der Sturz und desto größer die Kraft, welche auf den Stürzenden und die ganze Sicherungskette wirkt. Bei Einfach- und Zwillingseilen darf der Fangstoß nicht über 12 kN (entspricht 1200 kg) und bei Halbseilen nicht über 8 kN (800 kg) liegen. Außerhalb des Labors ist der Fangstoß jedoch wenig relevant bzw. aussagekräftig, weil ein wesentlicher Unterschied zum realen Leben besteht: das Seil in der Versuchsanordnung ist statisch fixiert. Beim Klettern hingegen wird ein Sturz dynamisch abgefangen. Allein der geringe Durchlauf eines Sicherungsgerätes (z.B. Tuber) und das Nachgeben von Gurt und anderen Gliedern der Sicherungskette sorgen dafür, dass Sturzenergie aufgenommen wird. Auch durch dynamisches, weiches Sichern, also eine aktive vor-hoch Bewegung des Sichernden in Richtung Wand, wird ein Großteil der Sturzenergie absorbiert.

Dehnung ist nicht gleich Dehnung

Eine wichtige Eigenschaft des Kletterseiles ist seine Dynamik und Dehnbarkeit. Für die Leistungsfähigkeit ist es wichtig, dass Seile ein ausgewogenes Dehnverhalten aufweisen. Wie auf Seilverpackungen angegeben, gibt es zwei verschiedene Kennzahlen zu diesem Thema.

 

 

Statische Dehnung

Die statische Dehnung wird treffend auch als Gebrauchsdehnung bezeichnet. Sie gibt an, wie elastisch ein Seil bei statischer Belastung ist. Also etwa beim Toprope-Klettern oder dem Nachziehen von Materialsäcken in Big Walls. Gemessen wird diese Dehnung wie folgt: Das Seil wird zuerst mit 80 kg belastet. Nach einer Pause wird unter einer Vorlast von 5 kg eine Messlänge von 100 cm markiert. Anschließend wird wieder mit 80 kg belastet und die Abweichung von den 100 cm als Dehnung in Prozent angegeben. Bei Einfach- und Zwillingseilen darf der Wert nicht über 10 % und bei Halbseilen nicht über 12 % liegen. Besonders zu spüren bekommt man diese Dehnung, wenn man im Toprope klettert. Wer kennt das nicht – endlich über die Schlüsselstelle gequält, erleichtert in den Gurt gesetzt, um sich im nächsten Moment – statischer Dehnung sei Dank – wieder unter derselben zu finden.

Dynamische Dehnung

Für die Sicherheit von Kletterern spielt die dynamische Dehnung eine wesentlich entscheidendere Rolle als die statische. Sie ist aussagekräftiger als die statische Dehnung, wenn es um das Bremsverhalten von Seilen geht. Gemessen wird diese während des ersten Normsturzes und wird deshalb von vielen Herstellern auch als Dehnung im ersten Sturz angegeben. Sie beschreibt die prozentuale Änderung der Seillänge im Moment des Sturzes. Bei Kletterseilen darf der Wert 40 % nicht übersteigen. Die dynamische Dehnung ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die dynamische Dehnung eines Seiles wird durch den Fangstoß und die statische Dehnung beeinflusst: Je höher der Fangstoß, desto geringer die Dehnung – und umgekehrt. Ein Seil mit einem großen Fangstoß hat eine geringe dynamische Dehnung und folglich auch eine geringe statische Dehnung. Ein kleiner Fangstoß bedeutet eine hohe dynamische Dehnung. Das Verhältnis von Fangstoß zu Dehnung ist eine der wichtigsten Seileigenschaften. Bei EDELRID wird die Abstimmung dieser Eigenschaften durch die Schrumpfung der Fasern im Autoklaven und die Thermo Shield Behandlung des Seils dauerhaft erreicht. EDELIRD Seile weisen eine geringe, homogene dynamische Dehnung von 27 % bis 34 % auf, was ein ausgewogenes Verhältnis von Fangstoß und Dehnung darstellt. Die dynamischen Eigenschaften eines Seils verringern sich über seine Lebensdauer. Die Dehnbarkeit der Fasern nimmt durch häufiges Stürzen ab. Irgendwann ist das Seil „durchgesprungen“ und sollte in den wohl verdienten Ruhestand versetzt werden.

Metergewicht

Besonders für leistungsorientierte Kletterer und Bergsteiger spielt das Gewicht des Seiles eine wichtige Rolle. Angegeben wird das Gewicht von Seilen immer in Gramm pro Meter. Wie auch bei der Ermittlung des Durchmessers, werden die Seile durch Gewichte vorbelastet und anschließend gemessen. Bei der Entwicklung von immer leichteren und gleichzeitig robusteren Seilen nimmt EDELRID eine Vorreiterrolle ein. Das Gewicht unserer Einfachseile reicht von 51 bis 69 Gramm pro Meter. Halbseile bringen ein Metergewicht von 42 bis 52 Gramm auf die Waage. Das absolute Highlight in Sachen Gewicht ist Flycatcher. Das Zwillingsseil wiegt ultraleichte 35 Gramm pro Meter.

 

Durchmesser

Bei der Wahl des Seiles ist der Durchmesser ein Entscheidungskriterium je nach Verwendungszweck. Er ist nicht immer leicht zu bestimmen, da nicht alle Seile kreisrund sind, sondern einen mehr oder weniger ovalen Querschnitt aufweisen. Um ein einheitliches Vorgehen und reproduzierbare Werte zu erhalten, werden Seilstücke durch Gewichte vorbelastet und dann erst gemessen. Interessant ist, dass einige Seile am Markt durchaus von den Herstellerangaben abweichen und in Wahrheit dicker sind als angegeben. Grund dafür ist, dass solche Seile oft viel Luft zwischen den Zwirnen haben. Sie fühlen sich teigig an. Durch den kompakten und materialintensiven Aufbau von EDELRID Seilen bleibt hingegen nicht viel Spielraum für Abweichungen.

Mantelverschiebung

Ein Parameter der direkt im Zusammenhang mit den Handling-Eigenschaften eines Seiles steht. Zur Messung der Mantelverschiebung wird ein ca. zwei Meter langes Seil durch ein Verschiebegerät gezogen. Durch Gewichte und einen definierten Mechanismus werden Mantel und Kern dabei richtig durchgeknetet und gegeneinander verdreht. Die axiale Verschiebung des Mantels zum Kern darf maximal 20 mm betragen. Mantelverschiebung führt zu unangenehmen Verdickungen und hässlichen Wülsten im Seil. Durch die effiziente Verarbeitung treten derartige Verschiebungen bei EDELRID Seilen nur bei Fehlanwendungen auf. Bei neuen EDELRID Seilen ist in Tests keine Mantelverschiebung messbar und wird daher mit 0 mm angegeben.

Knotbarkeit

Die Knotbarkeit ist kein Bestandteil der Norm, sondern eine praxisorientierte Kennzahl für die Anwenderfreundlichkeit eines Kletterseiles. Sie wird in erster Linie bei Statikseilen angegeben und wie folgt ermittelt: An einem Prüfseil wird ein einfacher Knoten (Kreuzschlag) eingebunden und dieses anschließend mit 10 kg belastet. Nachdem wieder entlastet wurde, wird der Innendurchmesser des Knotens ermittelt. Der Knoten muss dabei so eng sein, dass seine lichte Weite, also die Öffnung in der Mitte, kleiner ist als das 1,1-Fache des Seildurchmessers. Dieser Wert sollte jedoch auf keinen Fall überbewertet werden. In der Praxis kommt es doch sehr auf den Zustand bzw. die Pflege des Seiles an. Ein geschmeidiges Seil, das steif vor Dreck ist, wird sich nicht mehr so gut knoten lassen wie ein neues Seil.

UIAA-Water-Repellent-Test

Der UIAA-Water-Repellent-Test ist ein von der UIAA entwickeltes Testverfahren, das die wasserabweisenden Eigenschaften von Seilen messbar macht. Bei diesem Test wird in einem ersten Schritt ein Prüfmuster einem mechanischen Abrieb auf der gesamten Oberfläche unterzogen. Dies soll den Abrieb simulieren, wie er in der Praxis bei der Verwendung in Fels und Eis auftritt. Anschließend wird das Prüfmuster, nach einem standardisierten Verfahren, für 15 Minuten mit einer definierten Wassermenge (2l/min) bewässert. Das Prüfmuster wird vor und nach der Bewässerung gewogen. Anschließend wird der Gewichtsunterschied zwischen trockenem und nassem Prüfmuster prozentual errechnet. Der Anteil des aufgenommenen Wassers darf nicht mehr als 5 % des Eigengewichtes des Testseils betragen. Seile, die diese Anforderungen erfüllen, dürfen als „UIAA-Water- Repellent“ ausgewiesen werden.

 

 

Normen und Zertifikate

Wie auf den Banderolen und Etiketten von Seilen und anderer PSA unschwer zu erkennen ist, erfüllen unsere Produkte nicht nur hohe interne Vorgaben, sondern sind an ein ausführliches externes Qualitäts- und Normensystem gebunden. Diese externen Normen und Richtlinien werden von EDELRID als Mindeststandard angesehen. Im Folgenden sollen die Abkürzungen erklärt werden.

CE-Konformitätszeichen

Durch das Anbringen dieser Kennzeichnung bestätigt der Hersteller eigenverantwortlich, dass ein Produkt allen entsprechenden Vorschriften der Europäischen Union entspricht. Es ist wie der technische Reisepass des Produktes zu verstehen und gilt als Grundvoraussetzung für einen Verkauf innerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes. Das CE-Konformitätszeichen gibt also an, dass ein Produkt die erforderlichen Richtlinien erfüllt und offiziell zertifiziert ist. Die Nummer nach dem CE-Konformitätszeichen gibt die Zertifizierungsstelle an, z.B. CE 0123 entspricht der TÜV SÜD Product Service GmbH.

ISO 9001

Die ISO 9001 stellt ein international anerkanntes Qualitätsmanagement System dar. Mit Hilfe dieser Norm werden zum Beispiel Produktionsprozesse abgesichert und dadurch die Qualität eines Produktes fixiert.

EN-Normen

Die europäischen Normen sind Regeln, die maßgeschneidert für einzelne Produkte bzw. Produktgruppen sind. Sie sollen europaweit für einheitliche Standards sorgen. Das EN-Zeichen wird immer mit der Nummer der Norm dargestellt. Die Norm für dynamische Bergseile ist die EN 892. Produkte die mit diesem EN-Zeichen versehen sind, erfüllen vorgegebene Sicherheitsstandards und haben eine Baumusterprüfung durch ein Prüfinstitut bestanden.

UIAA

Dieses Kennzeichen gibt an, dass ein Produkt den Anforderungen der UIAA entspricht. Es ist ein spezielles Kennzeichen für Bergsteigerprodukte. Die UIAA, also die internationale Vereinigung Alpiner Verbände, legt seit vielen Jahrzehnten Standards für Bergsportprodukte fest. Diese UIAA Normen entsprechen in ihren Grundanforderungen den EN-Normen.

 

Für noch mehr Sicherheit in luftiger Höhe ist neben einem guten Seil auch der richtige Gurt unverzichtbar.

 

 

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